Apropos Frankfurter Allgemeine Zeitung. Letzte Woche ist mir mal wieder ein Exemplar in die Hände gefallen. Das geschieht relativ selten, da ich die Konkurrenz aus München bevorzuge. Und da ist mir erst aufgefallen, dass sie das Layout ihrer Titelseite geändert hat! Und das anscheinend schon vor einem halben Jahr!Es gibt Fotos (!), bunte (!!) und die Frakturschrift ist nur noch im Namenszug vorhanden (!!!). Wahrscheinlich ist mir die Veränderung vorher am Zeitungsstand nie aufgefallen, weil die neue Frankfurter Allgemeine mich auf den ersten Blick an die ZEIT oder den Tagesspiegel oder eine andere x-beliebige Zeitung erinnert. Naja, der Wandel der Zeit macht auch vor einem altehrwürdigen Presseorgan nicht halt, obwohl es natürlich auf den Inhalt ankommt - aber das Auge isst nun einmal mit.
Es gibt sie also noch, Revolutionen, auch wenn sie von mir unbemerkt geschehen. Bleibt nur die Frage nach der Relevanz von unbemerkten Revolutionen.
Apropos Massenmedien und Beliebigkeit. Sowohl die taz als auch die WELT sprechen von Birma, es kann also keine Frage der politischen Einfärbung sein. Auch die FR, die SZ, die ZEIT und tageschau.de nennen das Land Birma, also der überwiegende Teil der Medien. Der Spiegel und die FAZ sprechen hingegen von Burma. Man will eben etwas besonderes sein. Aber nur mit dem Zweiten sieht man anders, dort wird der von der UN anerkannte Name verwendet: Myanmar.
Bekommt durch die Vielfältigkeit der unbedarfte Medienkonsument nicht den Eindruck, als wenn sich überall Naturkatastrophen ereignen? In gleich drei Ländern! Oder ist es doch nur eins? Das mit dem Erdbeben, Asien eben.
Jan Weiler beschreibt in seinem Buch
In einem kleinen Land seine Eindrücke, die er während einer Lesereise in verschiedenen Städten gemacht hat. Da es ja Eindrücke sind, sind sie subjektiv und das ist von Anfang recht deutlich. (Ich will übrigens jetzt auch unbedingt mal nach Konstanz!). Nun habe ich eine Rezension bei einem großen Onlinebuchhändler gelesen, in der bemängelt wird, dass er sich "uninformiert anmaßt, Städte zu beurteilen". Aha, persönliche Ansichten müssen also immer objektiv fundierte Informationen beinhalten. Man muss also vorher Erkundigungen einholen, ob alles so ist, wie es scheint... was man denkt und erlebt. Ich würde das Buch dann aber Reiseführer nennen. Und überhaupt, dann muss das ja auch für Blogs gelten. Und der Gedankenblog wär somit am Ende. Will man das?
Wenn man im Zug sitzt und bei strahlendem Sonnenschein aus dem Fenster blickt, sieht man eine inzwischen ergrünte Landschaft und dazwischen, nicht zu oft, aber immer mal wieder, Rapsfelder, die so herrlich leuchten, dass man denkt: In so ein gelbes Meer möchte man einfach mal eintauchen!
Warum hat es sich eigentlich eingebürgert, die israelische Partei Awoda nur als Arbeitspartei zu bezeichnen, während man vom Likud und von Kadima spricht und nicht vom Zusammenschluss oder der Vorwärtspartei? Mag sein, dass es damit zusammenhängt, dass es in Deutschland, je nach Sichtweise, auch eine sozialdemokratische Arbeitspartei gibt oder gab und somit etwas Vertrautes damit assoziiert werden kann. Andererseits wird von der britischen Labour Partei gesprochen und so gut wie nie von der Arbeitspartei. Wie beliebig doch vieles ist...
Warum macht die Bahn AG eigentlich noch Werbung für das Dauer-Spezial? Heute wieder gesehen, ein ganzer Bus war damit voll plakatiert. Das ist ja so, als hätte die Regierung der DDR Werbung für westliche Auslandsreisen oder Bananen gemacht. Zynisch!
Jetzt haben sogenannte Trendforscher herausgefunden, dass sich die heutigen 50-jährigen wie 40-jährige fühlen. Und aus gut informierten Kreisen weiß ich, dass sich die um die 30 mindestens zehn Jahre älter fühlen. Kein Wunder, dass in diesem Land so eine düstere Stimmung herrscht, denn es befinden sich ja dann überproportional viele in der Midlife crisis. Willkommen in der neuen Mitte!
Was sind das denn für Persönlichkeitsschutzbestimmungen, wenn die eine Hälfte der Medien von Josef F. spricht und die andere von Josef Fritzl? Darf man sich das aussuchen? Und wenn der Klarname inzwischen bekannt ist, wieso wird dann überhaupt noch Josef F. gesagt und geschrieben?
Gerade in der beliebigen Postmoderne ist es doch beruhigend, dass es auch Gruppen gibt, die an Traditionen festhalten, z.B. Autonome, die sich immer wieder am 1. Mai hübsche Kabbeleien liefern, weil man das an diesem Tag eben so tut. Schließlich ist das ein Feiertag, man hat also frei und muss nicht zur Arbeit und was bietet sich da an, mal zu zeigen, wogegen man ist. Die Ordnungshüter können sich dann netterweise auch immer drarauf einstellen und somit sind alles zufrieden. Auch die Medien erwarten an diesem Tag Berichtenswertes und so war es ja dann auch. Und schön, dass sich auch die kognitiv Suboptimierten dieser speziellen Fackelparade angeschlossen haben, so war das diesmal ein bunter schwarz brauner Haufen. Es gibt also noch Traditionen, die gepflegt werden.